Brandenburg erinnert an den Fall der Berliner Mauer vor 34 Jahren
Mit einer Veranstaltung am Ufer des Griebnitzsees in Potsdam haben Staatskanzleichefin Kathrin Schneider, Landtagsvizepräsidentin Barbara Richstein und die Beauftragte des Landes zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Maria Nooke, heute an den Fall der Mauer vor genau 34 Jahren erinnert. Dabei würdigten sie den Mut der Bürgerinnen und Bürger der DDR, sich gegen das SED-Regime starkzumachen und die Mauer mit friedlichen Mitteln einzureißen.
An der Gedenkveranstaltung am Ufer des Griebnitzsees, wo einst ein Teil der Mauer verlief und sechs Segmente der Mauer als Denkmal erhalten werden, nahm auch der Zeitzeuge und Vorsitzende des „Forums zur kritischen Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte im Land Brandenburg“, Manfred Kruczek, teil. Beteiligt waren zudem Schülerinnen und Schüler der Marienschule aus Babelsberg und des Dreilinden-Gymnasiums aus Zehlendorf. Sie stellten Projektergebnisse zum Thema Mauerfall vor, in denen sie die persönlichen Erinnerungen ihrer Familien verarbeitet haben. Zum Abschluss wurden weiße Rosen als Zeichen der Freude über den Fall der Mauer in die Fragmente der ehemaligen Grenzanlage gesteckt.
Schneider unterstrich: „Am 9. November 1989 zahlten sich der Mut und das Engagement der Menschen im Osten Deutschlands aus, die gegen die Teilung gekämpft hatten und gegen den Willen der Staatsmacht auf die Straße gegangen waren. Diesen Menschen können wir gar nicht genug danken. 34 Jahre später ergibt sich daraus für uns der Auftrag, immer aufs Neue und mit aller Kraft für diese Freiheit und unsere Demokratie zu arbeiten. Wir müssen dafür sorgen, dass Rechtspopulisten und Rechtsextremisten mit ihren Attacken ins Leere laufen. Nur dann kann unsere Gesellschaft frei und offen sein.
Während wir heute feiern, dass wir unsere Teilung überwunden haben, zeigt sich die Welt leider geteilter denn je. Kriege und Konflikte in vielen Ländern der Welt gehen nicht spurlos an uns vorbei. Deshalb ist mir die Verteidigung unserer Demokratie so wichtig. Wir sind tolerant, aber unsere Toleranz hat auch Grenzen, wenn Menschenfeindlichkeit und Hass gepredigt werden. Unsere Demokratie muss sich gegen ihre Feinde wehren können. Auch das gehört zu unserer Freiheit.“
Nooke betonte: „Wir erinnern an die Freiheitsbewegung von 1989 an einem Rest der Berliner Mauer, die immer wieder gleichgesetzt wird mit der Mauer zu den palästinensischen Gebieten in Israel. Der große Unterschied besteht darin, dass die Berliner Mauer die DDR-Bevölkerung ihrer Freiheit beraubte, die Mauer in Israel aber zum Schutz der Menschen vor Terror dienen soll, um Freiheit und Demokratie zu bewahren.
Wenn wir heute an diesem geschichtsträchtigen 9. November an einen der glücklichsten Momente deutscher Geschichte erinnern, soll auch das Gedenken an die jüdischen Opfer der Nazi-Pogrome vom 9. November 1938 und des Massakers der Hamas vom 7. Oktober dieses Jahres in Israel Raum haben. Der 9. November in all seiner historischen Ambivalenz fordert uns heraus, uns mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen, um Hintergründe zu verstehen, Auswirkungen zu erkennen und klare Position zu beziehen.“
Landtagsvizepräsidentin Barbara Richstein dankte allen, die sich an den Erinnerungsprojekten an zwei Schulen beteiligt haben, besonders den Schülerinnen und Schülern: „Jugendliche in Deutschland müssen sich heute keine Gedanken machen über Grenzen, Sperren, Hindernisse. Das ist ein Glück und ein Segen – und der 9. November 1989 war der Ausgangspunkt, der Start für den Weg zur deutschen Einheit. Ich freue mich mit Euch, dass Ihr nur dieses vereinte Deutschland kennt, in dem Berlin und Brandenburg immer enger zusammenwachsen. Trotzdem oder gerade deshalb ist es wichtig, die Geschichte nicht aus dem Blick zu verlieren. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass es auch andere, in vieler Hinsicht deutlich schlechtere Zeiten gab; besonders hier an der früheren Mauer.“
Kruczek betonte: „Die Mauer stürzte ein, weil die Ostdeutschen endlich ihre Angst und Ohnmacht überwanden, um die SED-Diktatur zu besiegen. Zu diesem unerwarteten Glücksmoment muss die heutige Generation die Vorgeschichte erfahren, um Freiheit und Demokratie gegen alle totalitären Erscheinungen zu verteidigen.“