Lesung und Gespräch „Lebenshaft. Die ergreifende Geschichte meiner Eltern“

Arne Drefke erzählt seine bewegende Lebensgeschichte, die seine Tochter Birgit Hesse im Buch „Lebenshaft“ festgehalten hat. Foto: Menschenrechtszentrum Cottbus e. V.

Am 3. Juni 2025 fand im Menschenrechtszentrum Cottbus ein gemeinsam mit der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) organisiertes Gespräch über die bewegende Lebensgeschichte von Arne Drefke statt. Mit 19 Jahren verurteilte ihn das Bezirksgericht Cottbus im April 1953 wegen angeblicher Spionage zu lebenslanger Haft. Arne Drefke erzählte einem aufmerksamen Publikum , was er in der Haft – auch in der Haftanstalt Cottbus – erlebte. Anhand erschütternder Erlebnisse, wie dem Schicksal des zum Tode verurteilten Zellennachbarn, führte er die Zuhörenden zurück in Zeit der Anfangsjahre der DDR-Diktatur, sprach über 1953, den Mauerbau 1961 und über seine vorzeitige Entlassung aufgrund einer Begnadigung im Jahr 1962.

Seine Tochter Birgit Hesse hat auf der Grundlage der Erinnerungen ihres Vaters, der noch vollständig vorhandenen Briefe aus der Haft, der Tagebücher ihrer Tante und ihrer Mutter ein Buch geschrieben, das die ergreifende Lebensgeschichte ihrer Eltern erzählt. Daraus las Birgit Hesse einzelne Passagen vor.

Interessierte Nachfragen aus dem Publikum zeigten deutlich, dass der Abend wichtige Impulse zur Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte und den Anfängen der Diktatur gegeben hat.

Historische Einführung durch Susanne Kschenka (LAkD). Foto: Menschenrechtszentrum Cottbus e. V.

Podiumsgespräch „Zwischen den Zeiten“

Podiumsgespräch mit (v. l.) Dr. Peter Ulrich Weiß (LAkD), Dr. Anna Kaminsky, Prof. Dr. Hermann Wentker und Prof. Dr. Claudia Weber. Foto: LAkD

Am 21. Mai 2025 fand in der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung in Potsdam ein von der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) organisiertes Podiumsgespräch über die Bedeutung des Schlüsseljahrs 1945 für Brandenburg und Osteuropa statt. Dr. Anna Kaminsky (Bundesstiftung Aufarbeitung), Prof. Dr. Claudia Weber (Europa-Universität Viadrina) und Prof. Dr. Hermann Wentker (IfZ Berlin-München) diskutierten zusammen mit Dr. Peter Ulrich Weiß (Moderation/LAkD) über Wendepunkte der Sowjetisierung im Ostblock, die nach der nationalsozialistischen Terrorherrschaft erneut Gewalt, Unrecht und massive Menschenrechtsverletzungen über die Menschen brachte. Über die Frage, ob das politische Schicksal der sowjetisch besetzten Staaten sofort nach Kriegsende feststand oder ob es anfängliche Momente einer Offenheit gegenüber einer demokratischen Entwicklung gegeben hat, gingen die Meinungen auseinander. Prof. Weber, die letzteres verneinte, umschrieb dabei die damalige Situation wie folgt: „Es herrschte Hoffnung, aber keine Offenheit.“

Aufschlussreich war darüber hinaus zu erfahren, dass der 8./9. Mai seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine veränderte gedenkpolitische Bedeutung erfahren hat und dass, ungeachtet der uneingeschränkten Solidarität Polens mit der Ukraine, bis heute zwischen beiden Ländern ungelöste Spannungen im erinnerungskulturellen Umgang mit den Massakern von Wolhynien/Ostgalizien während des Zweiten Weltkriegs gibt.

Stellenausschreibung Referent/in Jugendbildung

Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) berät Bürgerinnen und Bürger, die in der Sowjetischen Besatzungszone und DDR von Verfolgung betroffen waren und unterrichtet die Öffentlichkeit über die Wirkungsweisen diktatorischer Herrschaftsformen. Dazu gehören vielfältige Bildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene. Zudem berät sie öffentliche Stellen und kooperiert mit Opferverbänden und zahlreichen Bildungs- und Forschungsinstitutionen sowie öffentlichen Einrichtungen.

Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt bis voraussichtlich 30. September 2026 im Rahmen einer Mutterschutz- und Elternzeitvertretung   

eine Referentin/einen Referenten (m/w/d) für Jugendbildung.

Was wir Ihnen bieten:

  • ein vielseitiges Aufgabengebiet mit interessanten Tätigkeiten in einem qualifizierten und aufgeschlossenen Team
  • flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten im Rahmen der Dienstvereinbarungen
  • einen attraktiven Standort im Herzen von Potsdam, der mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar ist
  • einen Zuschuss zum Firmenticket des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg
  • ein modernes, gut ausgestattetes Arbeitsumfeld

Ihr Aufgabengebiet:

  • Konzeption und Umsetzung von Angeboten der politisch-historischen Bildung für junge Menschen (Durchführung von Veranstaltungen, Projekttagen und Workshops an schulischen und außerschulischen Einrichtungen, Zeitzeugenarbeit)
  • Erarbeitung und Umsetzung von Kooperationsprojekten der politisch-historischen Jugendbildung mit anderen Trägern und Einrichtungen
  • Einbeziehung kreativer Methoden in die Jugendbildungsarbeit (künstlerisch, darstellerisch, medienpädagogisch u. a.)
  • Erarbeitung von pädagogischen Materialien für junge Menschen und Pädagog/innen in verschiedenen Medienformaten

Was Sie mitbringen:

Unabdingbar:

  • Abgeschlossener Hochschulabschluss in einer pädagogischen, geisteswissenschaftlichen oder geschichtswissenschaftlichen Fachrichtung
  • Erfahrung in der politisch-historischen Bildungsarbeit mit jungen Menschen

Sonstige Anforderungen:

  • ausgewiesene Kenntnisse der Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone und DDR
  • ausgewiesene Kenntnisse in der Didaktik und Methodik der Bildungsarbeit mit jungen Menschen
  • Anwendungskenntnisse der einschlägigen Standardsoftware (MS-Office) sowie von Tools und Apps zur medienpädagogischen Arbeit
  • Führerschein Kl. B

Weitere Kompetenzen:

  • Sehr gute mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit
  • Hohe Kommunikationskompetenz und Empathie für das Schicksal der von DDR-Unrecht Betroffenen
  • Organisationstalent und ein hohes Maß an Selbstständigkeit, Belastbarkeit und
  • Engagement
  • Bereitschaft und Fähigkeit zu teamorientiertem Arbeiten

Was für Sie noch von Interesse ist:

Arbeitsort:                         Potsdam

Entgelt:                              Die auszuübenden Tätigkeiten lassen eine Bewertung bis zur Entgeltgruppe 13 TV-L zu.

Wir begrüßen Bewerbungen unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer und sozialer Herkunft, Religion/Weltanschauung, Behinderung, Alter sowie sexueller Orientierung und Identität. Für Schwerbehinderte gelten bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung die Bestimmungen des SGB IX.

Wir möchten Sie kennenlernen:

Wir freuen uns, wenn Sie sich von dieser Ausschreibung angesprochen fühlen und bitten Sie, Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen bis zum 15. Mai 2025 per E-Mail an personal@lakd.brandenburg.de (Unterlagen bitte in einer PDF-Datei gebündelt) oder postalisch zu senden an:

Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
Bereich Personal
Hegelallee 3
14467 Potsdam

Bitte beachten Sie, dass Online-Bewerbungen nur mit PDF-Anhängen bearbeitet werden. E-Mails mit anderen Dateianhängen werden aus Sicherheitsgründen gelöscht.

Die Bewerbungsgespräche finden voraussichtlich am 12. Juni 2025 statt.

Für nähere Informationen zum Ausschreibungsverfahren stehen Ihnen Frau Hilliger (Tel.: 0331 / 23 72 92 – 22) und Frau Domhardt (Tel.: 0331 / 23 72 92 – 27) gern zur Verfügung.

Datenschutzhinweis:
Mit der Abgabe einer Bewerbung erklären Sie sich mit der Verarbeitung Ihrer Bewerbungsunterlagen einverstanden und stimmen der vorübergehenden Speicherung Ihrer Daten im Rahmen des Auswahlverfahrens auf der Grundlage des § 26 des Brandenburgischen Datenschutzgesetzes zu. Weitere Informationen zum Datenschutz entnehmen Sie bitte der Internetpräsentation der LAkD. Nach Abschluss des Besetzungsverfahrens werden die Bewerbungsunterlagen unter Beachtung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen vernichtet.

Erinnerung an Gerd Poppe (1941-2025)

Foto: Robert-Havemann-Gesellschaft/Dirk Vogel/RHG_Fo_HAB_21068

Im Alter von 84 Jahren verstarb am 29. März 2025 einer der großen DDR-Oppositionellen – der Politiker und Menschenrechtsaktivist Gerd Poppe. Er studierte Physik, arbeitete bis 1976 im Halbleiterwerk Stahnsdorf (bei Berlin). Während des Prager Frühlings begann Gerd Poppe sich in oppositionellen Gruppen in Ost-Berlin zu engagieren, verweigerte den Dienst mit der Waffe und protestierte 1976 gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Daraufhin erhielt er ein faktisches Berufsverbot und arbeitete bis 1984 als Maschinist in einer Schwimmhalle. Er engagierte sich konsequent gegen das SED-Regime, baute Kontakte zu Oppositionellen in Ostmitteleuropa auf, organisierte Lesungen mit DDR-Kritikern und eröffnete gemeinsam mit seiner Frau Ulrike Poppe 1981 einen freien Kinderladen in Berlin Prenzlauer Berg, der allerdings schon 1983 zerstört und seine Wiedereröffnung verboten wurde. Gerd Poppe war Mitherausgeber und Autor mehrerer illegaler Samizdat-Publikationen wie „Grenzfall“, „Spuren“ und „Ostkreuz“ und gehörte 1985/86 zu den Gründern der „Initiative Frieden und Menschenrechte“, die er ab Dezember 1989 am Zentralen Runden Tisch vertrat. Zunächst Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung Modrow zog er mit dem Bündnis 90 im März 1990 in die erste frei gewählte Volkskammer der DDR ein und war danach bis 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages als Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen.
Selbst jahrelang starken Repressionen des DDR-Staates ausgesetzt – 44 Stasimitarbeiter spionierten ihn aus –, setzte er sich später aktiv für die Aufarbeitung der Geschichte der SED-Diktatur und des Kommunismus ein und war von 1992 bis 1998 Obmann in den Enquete-Kommissionen des Bundestages. Zudem war er Vorstandsmitglied der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der erste Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. 1995 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Mit Gerd Poppe verlieren wir eine der prägendsten Persönlichkeiten im Kampf um Freiheit und Menschenrechte.

Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freunden.

Dr. Maria Nooke
Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur

17. Geschichtsmesse in Suhl

Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD), Dr. Maria Nooke, wird gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen auf der 17. Geschichtsmesse der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vertreten sein. Unter dem Titel „Was ist Deutschland? Einheit und Vielheit 35 Jahre nach der deutschen Vereinigung in Europa“ werden vom 27. Februar bis zum  1. März 2025 Fragen zur Entwicklung unserer Gesellschaft und Demokratie seit der Wiedervereinigung diskutiert. Über Identität(en), Nation und Heimat in Deutschland und Europa 35 Jahre nach der Einheit wird in Podiumsgesprächen ebenso diskutiert wie der Frage „Wie verändern KI und neue Trends in Social Media die politisch-historische Bildung und digitale Erinnerungskultur?“ nachgegangen. Jugendbildungsreferentin Sophie Rahause stellt zudem ein neues Bildungsprojekt vor: Ein Mystery zum „§ 215 Rowdytum“ in der DDR. Jugendliche entdecken handlungsorientiert die Geschichte von Herrn B..
Auf dem Markt der Möglichkeiten präsentiert die LAkD die neuesten Publikationen und informiert über ihre Arbeit.

Das Wegschauen hält bis heute an

Prof. Dr. Barbara Kavemann (l.), Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, und Dr. Maria Nooke (r.), Aufarbeitungsbeauftragte des Landes Brandenburg, eröffnen das Fachgespräch in Potsdam.

Bei einem Fachgespräch zu sexuellem Kindesmissbrauch in der DDR mit besonderem Blick auf Menschen mit Behinderungen am 18. Februar 2025 in Potsdam berichteten Betroffene erstmals öffentlich über das erlebte Unrecht. Veranstaltet wurde das Fachgespräch von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Kooperation mit der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD).

Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke hielt ein Grußwort.
Prof. Dr. Julia Gebrande (Mitte), Vorsitzende der Aufarbeitungskommission, nach ihren einführenden Begrüßungsworten.

Auf mehreren Podien sprachen Erfahrungsexpertinnen und –experten über Missbrauch und Gewalt in der DDR. Den häufig gewaltvollen alltäglichen Umgang in Heimen und Internaten sowie das bewusst vermittelte Gefühl der Minderwertigkeit durch die Betreuungspersonen haben sie als „Normalität“ erlebt. Kinder und Jugendliche wurden als Menschen mit Einschränkungen nicht ausreichend geschützt, sondern mit den schmerzhaften Auswirkungen oft allein gelassen. In der DDR war sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen tabuisiert, auch aus ideologischen Gründen. Betroffene hatten keine Möglichkeit, Schutz und Unterstützung einzufordern. Aufgrund der Behinderung wurde ihnen der Missbrauch oft nicht geglaubt. Gehörlose Kinder und Jugendliche hatten zudem kaum Möglichkeiten sich verständlich zu machen, da die Gebärdensprache im DDR-Bildungswesen untersagt war und nicht vermittelt wurde. Das isolierte die Betroffenen, erst recht dann, wenn sie Missbrauch und Gewalt erlebten und Hilfe gebraucht hätten.

Anregendes Pausengespräch zwischen Ingo L., Autor und Erfahrungsexperte, und Maria Nooke.
Podiumsgespräch „Das mehrfache Schweigen“: Sabine Helbig-Ruppl (l.), psychosoziale Praxis und psychologische Beraterin, Anett Zimmermann (M.), Erfahrungsexpertin und Silvana Hilliger, Moderation/LAkD.

Auf der Veranstaltung wurde darüber hinaus aus wissenschaftlicher, fachpraktischer und politischer Perspektive über Hilfen für die Betroffenen mit den langjährigen seelischen und körperlichen Folgen sowie die Prävention sexueller Gewalt heute gesprochen. Anwesend waren ca. 120 Teilnehmende. Neben Betroffenen waren dies Menschen aus der sozialen Arbeit, der Wissenschaft oder Politik.

Auch Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung
für die Belange von Menschen mit Behinderungen, begrüßte die Teilnehmenden.
Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, beendete die Veranstaltung mit einem thematischen Ausblick.

Zwei Neuerscheinungen in der Schriftenreihe der Aufarbeitungsbeauftragten

In der Schriftenreihe der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) sind zwei neue Publikationen erschienen.
Stimmen aus der Verbotszone. Texte und künstlerische Arbeiten der DDR-Opposition in den ‚radix-blättern‘“, herausgegeben von Stephan Bickhardt, Maria Nooke und Peter Ulrich Weiß, beschäftigt sich mit der Überwindung fehlender Meinungs- und Pressefreiheit in der DDR. Im Mittelpunkt steht die 1986 gegründete illegale Zeitschrift „radix-blätter“. Sie gilt als eine der außergewöhnlichen und wichtigen Schriftreihen der DDR-Opposition, da sie inhaltlich politische Gegenöffentlichkeit mit kulturellem Underground verknüpfte. Anspruchsvoll gestaltet und landesweit vertrieben, gaben ihre Beiträge wesentliche Anstöße für die oppositionelle Selbstverständigung und konkretes Protesthandeln. Der vorliegende Band versammelt in kommentierter Form erstmals Originaltexte und Werke aus den „radix-blättern“. Sie stammen von bekannten Oppositionellen wie Bärbel Bohley, Ludwig Mehlhorn oder Edelbert Richter sowie von Vertretern der alternativen Kunst- und Literaturszene wie Elke Erb, Adolf Endler oder Bert Papenfuß-Gorek.
In Die Abriegelung. Das SED-Grenzregime zu West-Berlin in Brandenburg (1945–1989)“ legt der Historiker Rainer Potratz die erste Gesamtdarstellung über die Entstehungsgeschichte und Folgen des tödlichen DDR-Grenzsicherungssystems im ehemaligen Bezirk Potsdam vor. Vor dem Hintergrund der deutschen Teilung und des Kalten Kriegs setzten die SED-Machthaber damals alles daran, eine unüberwindbare Grenze zu errichten und die Menschen am Verlassen der DDR zu hindern. Anhand neuer Quellenfunde und zahlreicher Ortsbezüge zeigt der Autor, wie stark sich betroffene Grenzregionen und das Leben darin veränderten. Überwachung, Kontrolle und Zusammenwirken von Militär, Polizei und zivilen Institutionen werden ebenso thematisiert wie der Grenzalltag und die vielen Fluchtversuche.

Aufarbeitungsbeauftragte zum Urteil im Stasimord-Prozess gegen Manfred N. vor der 29. Strafkammer des Berliner Landgerichts

Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Dr. Maria Nooke, erklärt: 

„Das heutige Urteil im Strafprozess gegen den ehemaligen Stasimitarbeiter Manfred N.  entspricht der historischen Bewertung des Vorgangs. Ihr lagen drei zentrale Erkenntnisse zugrunde:

Der entscheidende Nachweis, dass der damalige Oberleutnant der Staatssicherheit Manfred N. den tödlichen Schuss auf den polnischen Bürger Czesław Jan Kukuczka abgegeben hat, konnte erst über eine Akte gefunden werden, die 2013 aus vorvernichteten Akten des MfS rekonstruiert worden war. Dieser Befehl zur Ordensverleihung an zwölf in das Geschehen involvierte Mitarbeiter des MfS weist glaubwürdig aus, dass der tödliche Schuss von Manfred Naumann abgegeben wurde.

Die Zeuginnen haben übereinstimmend ausgesagt, dass Czesław Jan Kukuczka nach der dritten Passkontrolle den Durchgang zum Bahnhof betreten hat, ohne den Anschein zu erwecken, dass er mit einer Gefahr rechnete. Der Schuss in den Rücken aus nächster Nähe traf ihn nach ihrer Aussage völlig überraschend und unvorbereitet. Es hätte auf Grund der Spezialausbildung des Täters und der Gegebenheiten auch andere Möglichkeiten gegeben, Czesław Jan Kukuczka zu überwältigen.

Dem Opfer wurde keine sofortige ärztliche Hilfe zuteil. Er wurde weder im Fahrzeug versorgt, noch in das nächstgelegene Krankenhaus verbracht, sondern in das weit entfernt liegende Haftkrankenhaus der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Berlin Hohenschönhausen, wo er seinen schweren Verletzungen erlag.

Aus historischer Sicht machen Ablauf und Aktenlage einen Mord aus Heimtücke plausibel. Es wird sich zeigen, ob das Urteil akzeptiert oder angefochten wird.

Mein Dank gilt der polnischen Staatsanwaltschaft, die durch ihre Ermittlungen und das Auslieferungsersuchen diesen für die Angehörigen des Opfers wichtigen Strafprozess vor einem deutschen Gericht möglich gemacht hat. Der Prozess belegt die Bedeutung der juristischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung von DDR-Unrecht bis in die Gegenwart.“

„Letzte Adresse“ für Horst Borbe

geb. 5. 5. 1908, hingerichtet 1.10. 1951 in Moskau

Anbringung der Erinnerungstafel am letzten Wohnort Horst Borbes in Oderberg.

Am 11. Oktober wurde eine Erinnerungstafel an seinem letzten Wohnort in Oderberg angebracht, wo der Schiffsbauingenieur zuletzt mit seiner Familie wohnte.

Im März 1951 nahm Horst Borbe Kontakt zum RIAS auf, da er in einer Sendung gehört hatte, dass der Sender Anstellungen im amerikanischen Seedienst vermittle. Von dort wurde er an das amerikanische Konsulat verwiesen, wo man ihn – unter dem Vorwand, er könne sich so das Geld für die Schiffspassage nach den USA verdienen – für den Spionagedienst anwarb. Am 16. April 1951 wurde Horst Borbe vom MfS verhaftet und der Sowjetischen Kontrollkommission übergeben.

Bei einer Hausdurchsuchung fand das MfS technische Zeichnungen und Lagepläne der Werft in Malz. Am 1. August 1951 wurde er in Potsdam wegen Spionage in der Sowjetischen Besatzungszone zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnte sein Gnadengesuch ab. Das Todesurteil wurde am 1. Oktober 1951 in Moskau vollstreckt. 1998 wurde er von der Russischen Föderation rehabilitiert.

Auf der Veranstaltung sprachen Dr. Anke Giesen (Vorstandsmitglied MEMORIAL Deutschland) und Aufarbeitungsbeauftragte Dr. Maria Nooke.
Mit dieser Tafel bleiben das Leben und das Schicksal von Horst Borbe in der öffentlichen Erinnerung.

„Bis hierhin und nicht weiter!?“ Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten

Am 1. September 2024 startete eine neue Runde des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten. Für das Thema „Bis hierhin und nicht weiter!? Grenzen in der Geschichte“ wollen wir Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler begeistern und sie zu einer Teilnahme motivieren. Interessante Materialien zu Thema und Ablauf des Geschichtswettbewerbes finden Sie unter

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten • Körber-Stiftung (koerber-stiftung.de)

Wir freuen uns über eine rege Teilnahme, damit möglichst viele Schülerinnen und Schüler in ihrem Lebensumfeld, der Familie oder der Region verschiedenste Grenzen erforschen. Die Teilnehmenden aller Schulstufen und Schularten können viele Preise auf Landes- und Bundesebene gewinnen.

Gern können Sie sich bei Fragen an Frau Hilliger (silvana.hilliger@lakd.brandenburg.de) oder Frau Pörschke (poerschke@koerber-stiftung.de) wenden.

Viel Erfolg!

Stellenausschreibung Mitarbeit Öffentlichkeitsarbeit

Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) berät Bürgerinnen und Bürger, die in der Sowjetischen Besatzungszone und DDR von Verfolgung betroffen waren und unterrichtet die Öffentlichkeit über die Wirkungsweisen diktatorischer Herrschaftsformen. Zudem berät sie öffentliche Stellen und kooperiert mit Opferverbänden und zahlreichen Bildungs- und Forschungsinstitutionen sowie öffentlichen Einrichtungen.

Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt befristet bis zum 30. September 2025 eine (studentische) Mitarbeiterin/ einen (studentischen) Mitarbeiter im Bereich Medien- und Öffentlichkeitsarbeit mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 20 Stunden.

Was wir Ihnen bieten:
 ein vielseitiges Aufgabengebiet mit interessanten Tätigkeiten in einem qualifizierten und aufgeschlossenen Team
 flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten im Rahmen der Dienstvereinbarungen
 einen attraktiven Standort im Herzen von Potsdam, der mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar ist
 einen Zuschuss zum Firmenticket des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg
 ein modernes, gut ausgestattetes Arbeitsumfeld
Ihr Aufgabengebiet:
 Online-Redaktion der Webseite der LAkD (dazu zählen u. a. Bildrecherche und -bearbeitung, Bildrechteklärung, eigenständiges Verfassen von Texten, eigenständiges Einstellen aller Termine und Angebote der LAkD)
 Vorbereitung von Druckprodukten und Veröffentlichungen (eigenständiges Erstellen von Arbeits- und Zeitplänen, Einholung der Inhalte, Texte und Bilder von den Fachreferenten, Fehlerkorrektur, fachgerechte Übergabe aller Materialien an die rahmenvertraglich gebundene Grafikfirma)
 Bekanntmachung von Veranstaltungen und Projekten der LAkD über die E-Mail-Verteiler, die LAkD-Homepage, Internet-Plattformen, Einpflege in Veranstaltungsportale anderer Anbieter von Aufarbeitung und politischer Bildung
 Begleitung und Dokumentation von Veranstaltungen: Öffentlichkeitsarbeit für die LAkD mit Büchertischen und Infoständen und Erstellung von Veranstaltungsfotos zur Nutzung in verschiedenen Formaten der Öffentlichkeitsarbeit
 Mitarbeit an der Erarbeitung von Pressemitteilungen
 Pflege der Presse- und Einladungsverteiler
Was Sie mitbringen:
Studium im Bereich Kommunikation, Public Relation, Journalismus oder Geisteswissenschaft, befindlich mindestens im 3. Semester
Sonstige Anforderungen:
 Anwendungskenntnisse der einschlägigen Standardsoftware (MS-Office)
 Führerschein Kl. B
Weitere Kompetenzen:
 Selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten
 ausgeprägtes Organisationstalent
 gute kommunikative Fähigkeiten
 sehr gute Kenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift
 Bereitschaft und Fähigkeit zu teamorientiertem Arbeiten
Was für Sie noch von Interesse ist:
Arbeitsort: Potsdam
Entgelt: Die auszuübenden Tätigkeiten lassen eine Bewertung bis zur Entgeltgruppe 9b TV-L zu.
Wir begrüßen Bewerbungen unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer und sozialer Herkunft, Religion/Weltanschauung, Behinderung, Alter sowie sexueller Orientierung und Identität. Für Schwerbehinderte gelten bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung die Bestimmungen des SGB IX.
Wir möchten Sie kennenlernen:
Wir freuen uns, wenn Sie sich von dieser Ausschreibung angesprochen fühlen und bitten Sie, Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen bis zum 4. Oktober 2024 per E-Mail an personal@lakd.brandenburg.de (Unterlagen bitte in einer PDF-Datei gebündelt) oder postalisch an:
Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur
Bereich Personal
Hegelallee 3
14467 Potsdam
zu senden. Bitte beachten Sie, dass Online-Bewerbungen nur mit PDF-Anhängen bearbeitet werden. E-Mails mit anderen Dateianhängen werden aus Sicherheitsgründen gelöscht.
Für nähere Informationen zum Ausschreibungsverfahren stehen Ihnen Frau Hilliger (Tel.: 0331 / 23 72 92 – 22) und Frau Domhardt (Tel.: 0331 / 23 72 92 – 27) gern zur Verfügung.
Die Bewerbungsgespräche finden voraussichtlich am 18. Oktober 2024 statt.
Datenschutzhinweis:
Mit der Abgabe einer Bewerbung erklären Sie sich mit der Verarbeitung Ihrer Bewerbungsunterlagen einverstanden und stimmen der vorübergehenden Speicherung Ihrer Daten im Rahmen des Auswahlverfahrens auf der Grundlage des § 26 des Brandenburgischen Datenschutzgesetzes zu. Weitere Informationen zum Datenschutz entnehmen Sie bitte der Internetpräsentation der LAkD. Nach Abschluss des Besetzungsverfahrens werden die Bewerbungsunterlagen unter Beachtung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen vernichtet.