Vorstellung des in der Schriftenreihe der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur erschienenen Buches von Andreas Weigelt mit anschließendem Gespräch
Über 120.000 Menschen waren zwischen 1945 und 1950 in den sowjetischen Speziallagern in der SBZ interniert oder inhaftiert. Weitere tausend Menschen wurden darüber hinaus bis 1955 – am 20. September 1955 erkannte die UdSSR in einem Vertrag die staatliche Souveränität der DDR an – von sowjetischen Geheimdiensten festgenommen und zum Teil von Militärtribunalen verurteilt. Wer waren diese Menschen, was wurde ihnen vorgeworfen und trafen die Vorwürfe zu? Diese Fragen werden in der vorliegenden Fallstudie versucht zu beantworten. Die frühere Kreisstadt Bad Freienwalde wurde zufällig ausgesucht und steht nicht exemplarisch für alle Orte in der SBZ oder DDR. Doch da es bisher keine überprüften Angaben über die von den sowjetischen Geheimdiensten nach dem Zweiten Weltkrieg festgenommenen Bürgerinnen und Bürgern gibt, kann solch eine Fallstudie Aufschlüsse und Anregungen für weitere Forschungen liefern.
Auf der Basis umfangreicher sowjetischer und deutscher Quellen in vielen Archiven rekonstruiert Dr. Andreas Weigelt die Biografien von nahezu 319 in Bad Freienwalde und Umgebung zwischen 1945 und 1955 Festgenommenen.
Dr. Andreas Weigelt, geb. 1963, arbeitet und lebt als freiberuflicher Historiker in Lieberose. Er zahlreiche Aufsätze und Studien zum KZ-Außenlager Lieberose, dem sowjetischen Speziallager Jamlitz sowie zu weiteren sowjetischen Speziallagern in der SBZ veröffentlicht.